The Collection Grabmayer-Sandoval. Sammlungskatalog 2012 INHALT
WERKTEIL Ohne Titel
How to make a strawberry the size of a watermelon
Kleine Konstellation "The film is like a river; the editing must be infinitely I love cutting things, making sketches, gluing them and to see what happens much more
An diesem Haus gehörte es immer dazu, sich auf der Bühne abzufackeln I. Zum einen erscheint im Katalog zur Ausstellung im 21er Haus ein kurzer Prosatext, in dem eine Schauspielerin unter den „Anfeuerungsrufen“ des Publikums den Imperativ des Abfackelns wörtlich nimmt. Immer wieder tauchen assoziative Verbindungen zu Hexen(-verbrennungen) auf und Verrücktheit ist dann auch die Schublade, in die das Geschehen im Nachhinein gesteckt wird. II. Zum anderen steht das Zitat Schütz' auch Pate für den Titel des Eröffnungsabends im 21er Haus. III. Als eine „Auskopplung“ aus den beiden größeren Projekten steht die kleine Arbeit für Claudia Sandoval Romeros "Collection": das Symbol der Volksbühne Berlin, gelegt aus Zündhölzern zu einer Art Mobile.
Die Photographie, welche ich Dir (als Kopie) übergeben habe, zeigt mich mit meinem Grossvater. Ich denke Du stimmst mit mir überein, dass es in der Kunst darum geht Wirklichkeit zu erkennen und nicht gelebt zu werden, sondern ?gut? zu leben bzw. ein gutes Leben zu führen und auf eine ebensolche Antwort zu stossen. Dies kann natürlich durch jede Geste, jeden symbolischen und jeden konkreten Akt der Hinwendung als Artikulation passieren. Materialisiert in der Flüchtigkeit. Das eine schliesst das andere nicht aus. Betreffend Deines Konzeptes, dein Status als Sammlerin und Angebot für 50 Euros etwas zu produzieren, möchte ich Folgendes noch einmal betonen: wir begegnen uns als Kolleginnen/Kommilitoninnen, nicht Du als Kindergärtnerin und ich als Künstlerin. Der Wert der Arbeit entspricht circadem reinen Materialwert (als Tausch für die 50 Euros), ohne jeden Arbeitsaufwand oder mei ne Bildungszeit eingeschlossen. Diese sind aber letztendlich auch in der Arbeit verkörpert. Ich habe mir auch lange überlegt, ob ich ein Bild (auch wenn es eine Kopie ist) überhaupt abgeben will. Ich möchte Dir noch einmal für die Initiative der Sammlung danken.
All about the money, all about the paper (a disco edit) This appropriation of already existing sounds and material could be described with Mark Derys term as "hacking", an african-american cultural tradition of using a technique out of its context and transferring it into an own use and purpose. This notion of identity politics, emancipation and subjectification also finds its reference in the early mostly queer disco club culture which consisted of latin- or african-american DJs, Drag Queens and of course Dancers. Disco however always tried to destroy authenticity with its creativity. A strategy we should
One of the works that came out of this activity was “Know Thyself” where I painted and carved in a piece of wood some vanitas symbols which stand for some ideas we had been sharing about our personal lives. A heart, a skull, female bodies doing balancing acts, birds, a crown, a snake.
Heute verkauft dort niemand mehr Feuerwerke. Ohne Strom und ohne fließend Wasser steht das flache Häuschen inmitten von enormem Verkehr am Matzleinsdorferplatz, Gudrunstraße 196b. Seit 10 Jahren beschäftige ich mich als Aktivist, als Barfußhistoriker und als Künstler mit der Geschichte und Gestalt des Matzleinsdorferplatzes. Ich sammelte Materialien aller Art, Archivalien und Literatur, dokumentierte den Platz immer wieder mittels Fotografie, Super8 und Video, ich fertigte zahlreiche Drucke und Postkarten vom Platz an, schrieb eine umfangreiche Arbeit über „Die große Geschichte des Wiener Matzleinsdorferplatzes", hielt zahlreiche Referate zu relevanten Themen des Platzes und machte mehrere Ausstellungen, die alle den Matzleinsdorferplatz zum Inhalt hatten. Im Juni 2012 organisierte ich zum ersten Mal die EXPO am Matzleinsdorferplatz. Und die nächste Veranstaltung im Feuerwerksladen steht vor der Tür. Im Rahmen des Kulturprojekts Wienwoche errichte ich erneut die Installation „Die große Geschichte des Wiener Matzleinsdorferplatzes".
Und dann ist da dieses Mehr, welches das Kunstwerk gemeinhin ausmacht, der Zuschlag sozusagen auf Materialkosten und Arbeitszeit. Ich nenne dieses Mehr in Bezugnahme auf Isabelle Graw Symbolischer Wert.(1) Vereinfacht gesprochen könnte ich davon ausgehen, dass der Symbolwert der Arbeit gegen null geht in Anbetracht einer fehlenden kunsthistorischen Zuschreibung bzw. meiner fehlender Etabliertheit am Kunstmarkt und in der Kunstszene. Trotzdem bedeuten die Kunsthochschule und die Vernetzung mit der Institution 21er Haus auf der anderen Seite eine gewisse, in ökonomischen Kriterien nicht messbare, symbolische Bedeutung.
Einleitung zur privaten Sammlung Grabmayer-Sandoval. Skelett einer äußerst explosiven Kritik. Camilo Del Valle Lattanzio Meistens kann man den Wunsch, den Geschmack oder einen Affekt als Grund des Sammelns identifizieren, es gibt aber andere Sammlungen, deren Grund ihr eigener Zweck ist. Auf jeden Fall wird die Kollektion am Ende, als Ensemble, in dem jedes Fragment gleichzeitig für sich selbst steht, zu einem Gesamtkunstwerk; einem Kunstwerk aber, das nun zu analysieren wäre. Claudia gibt sich nicht mit einem passiven und zufälligen Sammeln zufrieden, sondern sie hat die KünstlerInnen in eine Position gebracht, in der sie sich selbst kritisch betrachten müssen. Eine Kindergartenlehrerin engagierte, à la Königin im Mittelalter, eine Gruppe von KünstlerInnen, die für sie ein Kunstwerk schaffen sollten, wofür sie nur jeweils die kleine, aber für einen Künstler oder eine Künstlerin nicht all zu unbedeutende Summe von fünfzig Euro gezahlt hat. Sie offenbart das zugrundenliegende Netz des Kapitals, dem die KünstlerInnen nicht entfliehen können. Die Sammlung äußert eine persönliche Problematik, die lärmend reflektiert wird. Die Kunstsammlerin reflektiert sich in ihrem Kunstwerk und versucht einen kritischen Ausgang zu finden. Teil der Sammlung ist nicht nur das Präsentierte, sondern der Prozess bis hin zur Ausstellung, nämlich die Reaktionen und die Probleme, die beim Schaffen der Sammlung entstanden sind. Über den Kunstwerken verbreitet sich der Schatten Sandovals, deren kindliches Lachen unangenehme Wahrheiten offenbart. Die kunstschaffende Person als Mensch verliert sich im Museum und versucht sich wieder einen Raum zu schaffen. Es gibt eine ungelöste Position dieses homo artisticus, die noch nicht überwunden ist. Kunst als selbstverständlich kritische Instanz hat die großen persönlichen Probleme der KünstlerInnen am schizophrenen kapitalistischen Markt noch nicht gelöst.
Über Besitz und Nutzen der Sammlung. Marian Grabmayer Bis vor kurzem habe ich mich nicht als Kunstsammler gesehen. Ein Kunstsammler war für mich jemand, der über hinreichend Geld, Einfluss und Freizeit verfügt, um sich Werke anzueignen, von denen er sich einen ansprechenden Wertzuwachs und ein Stück Unsterblichkeit für seinen eigenen Namen erwartet. Jemand, der sich, ohne jemals selbst einen Strich getan zu haben, als Mentor und bester Freund der Künstler inszeniert, dem man nicht widerspricht, wenn er mit einem Glas Wein in der Hand begeistert haarsträubenden Unsinn über die Werke verzapft, die er möglicherweise zu kaufen beabsichtigt. Oder auch jemand, der auf ethisch bedenkliche Weise zu seinem Vermögen gekommen ist und einen Teil davon in eine spektakuläre Sammlung steckt, die er dann zum Wohl aller öffentlich zugänglich macht. Dann hat mir Claudia eröffnet, dass sie mir ihr neues Projekt schenken will, eine Kunstsammlung. Die Prioritäten sind in diesem Projekt ganz anders gelagert als in der Vorstellung, die ich als Außenstehender vom Kunstsammeln hatte, handelt es sich doch um ein Werk im Gewand einer kleinen Sammlung, das zwar als Sammlung funktioniert, aber gleichzeitig eine kritische Position zu den Institutionen des Kunstmarkts bezieht. Hier geht es nicht um eine Anhäufung von Wertgegenständen, über der ein Sammler einem König gleich thront, sondern um eine Gemeinschaft, in der jeder der beteiligten Kunstschaffenden seine Position durch sein Werk oder auch durch seine Reaktionen auf die Anfrage, ein Werk beizusteuern, selbst definiert. Die konkrete Form und Beschaffenheit eines Werkes spielt für diese Sammlung keine Rolle; ob hundert Arbeitsstunden darin stecken oder jemand für den kleinen gebotenen Geldbetrag höchstens eine Serviette mit seinem Autogramm hergibt – alles hat seine Berechtigung und ist legitim. Claudia Sandoval Romero liefert trotzige Antworten: Indem man seine eigene Definition von Erfolg findet und seinen Weg dorthin selbst bestimmt. Indem man ein eigenes System innerhalb des Systems etabliert und eher für seine Kunst lebt, als von ihr leben zu wollen. Nicht Konkurrenzdruck und das Bemühen, die besten Werke zu vereinen, sind bestimmend für die Sammlung, sondern der in der heutigen Zeit fast utopisch anmutende Versuch, gemeinsam eine Struktur auf die Beine zu stellen, in der die verschiedenen Positionen aller Beteiligten das gleiche Gewicht haben, in der Freundschaft, Liebe und Optimismus die vorherrschenden Kräfte sind.
Claudia Sandoval Romero
Excerpt from the Catalog of the exhibition „Keine Zeit”, 21er Haus, 2012-2013. In order to understand “The Collection” we may, in the first place, consider the lack of opportunities of the oncoming generation, including the lack of opportunities that are even more pronounced inside of the art field. What I called the schizophrenia of being an artist and dealing with a high philosophical understanding of society, while at the same time making the most diverse jobs in order to pay the bills, is being treated like “split personality” by Jennie Rooney, an in-house lawyer for a television company, who is by night something different, a novelist; as described in the article of Elisabeth Day, “Can you make any kind of living as an artist?” (3)
Curiously, in a context where if in fact art is not playing a decisive roll in the general economy, there is a tendency of the art market to have a surplus when the inequality between the rich and poor increases, as Andrea Fraser states in her article “L´1% C´est Moi”. (5)
“The Collection” thanks to all the artists that took part in it, as well as to Univ. Prof. Diederich Diederichsen and Univ. Prof. Mag. Constanze Ruhm, and the curator of the Museum 21er Haus, Bettina Steinbrügge. 1 Ben Lewis, The Great Contemporary art Bubble, documentary, 2009, BBC Four |
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